Neurodiversität am Arbeitsplatz – Bürogestaltung, die alle Mitarbeitenden stärkt

Neurodiversität betrifft rund 20 % der Menschen – doch Büros sind meist nicht auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet. Wie eine inklusive Gestaltung allen zugutekommt.

Etwa jeder fünfte Mensch ist neurodivergent – also Menschen mit ADHS, Autismus-Spektrum, Dyslexie oder Dyspraxie. Die meisten Büros sind aber nur auf die neurotypische Mehrheit ausgerichtet. Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Was neurodivergenten Menschen hilft, macht die Arbeit für alle angenehmer. Weniger Reizüberflutung, klarere Orientierung, flexiblere Räume – davon profitiert die gesamte Belegschaft.

Was bedeutet Neurodiversität eigentlich?

Neurodiversität beschreibt die natürliche Vielfalt unserer Gehirne. Manche Menschen mit ADHS haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, bringen dafür aber oft außergewöhnliche Kreativität mit. Autistische Kolleginnen und Kollegen reagieren sensibler auf Licht und Lärm, haben aber häufig besondere analytische Fähigkeiten. Menschen mit Dyslexie tun sich beim Lesen schwer, denken aber oft besonders visuell und kreativ.

Die Idee: Wenn wir Büros so gestalten, dass sie auf unterschiedliche Bedürfnisse eingehen, entsteht eine Umgebung, in der alle besser arbeiten können.

Circadiane Beleuchtung: Der neue Standard

Intelligente Lichtsysteme, die sich dem natürlichen Tagesrhythmus anpassen, gehören zu den wichtigsten Bürotrends. Morgens eher kühles, aktivierendes Licht, mittags neutral, nachmittags wärmer und entspannter. Das ist nicht nur angenehmer, sondern hilft auch beim Einschlafen nach Feierabend.

Besonders wichtig: dimmbare Leuchten, die jeder selbst anpassen kann. Was für Sie gerade richtig ist, kann für die Kollegin nebenan zu grell sein. Diese Wahlfreiheit macht den Unterschied.

Ruhezonen und stimulierende Bereiche

Nicht alle brauchen das Gleiche. Manche arbeiten am besten in absoluter Stille, andere brauchen ein bisschen Leben um sich herum. Deshalb macht ein Zonenkonzept Sinn:

  • Ruhezonen: Kleine, abgeschlossene Räume mit minimalem Design und guter Schalldämpfung. Akustikpaneele an Wänden und Decken, gedämpftes Licht, keine visuellen Ablenkungen. Hier findet jeder Konzentration für Deep Work.
  • Stimulierende Bereiche: Für Menschen, die Bewegung und Anregung brauchen. Stehtische, bunte Akzente, flexible Möbel. Hier darf es auch mal lebhafter sein.

Das Wichtigste: Mitarbeitende sollten je nach Aufgabe und Tagesverfassung frei wählen können, wo sie arbeiten.

Die Details machen den Unterschied

  • Akustik: Sound-Masking-Systeme erzeugen ein leises Hintergrundrauschen, das störende Gespräche überdeckt. Akustische Pendelleuchten kombinieren Licht mit Schallabsorption – elegant und effektiv.
  • Materialien: Holz, Kork, Wolle – natürliche Materialien wirken beruhigend. Glatte Plastikoberflächen können dagegen unangenehm sein.
  • Düfte: Viele Menschen reagieren stark auf Gerüche. Duftfreie Zonen sollten Standard sein. Wo Aromatherapie eingesetzt wird, nur dezent: Lavendel beruhigt, Zitrusdüfte beleben.

Farbcodierung für bessere Orientierung

Unterschiedliche Bereiche in verschiedenen Farben gestalten: Ruhezonen in Blau, Kollaborationsbereiche in Grün, Sozialräume in warmem Orange. Dazu klare Beschilderung mit großer Schrift und eindeutigen Piktogrammen. Wenn Meetingräume immer in dieselbe Richtung liegen, fällt die Orientierung leichter – besonders für Menschen mit Dyspraxie, aber auch für alle anderen.

Was es bringt

Unternehmen mit neurodiversitätsfreundlichem Design berichten von höherer Produktivität und besserer Mitarbeiterbindung. In Zeiten des Fachkräftemangels ein klarer Vorteil – besonders in der IT-Branche, wo viele neurodivergente Menschen arbeiten.

Einfach anfangen

Sie müssen nicht gleich alles umbauen. Starten Sie klein:

  • Noise-Cancelling-Kopfhörer anschaffen
  • Dimmbare Schreibtischlampen einführen
  • Ruhezonen mit Paravents schaffen
  • Klare Beschilderung anbringen

Später können Sie Akustikpaneele, bessere Beleuchtung und ein durchdachtes Zonenkonzept ergänzen. Das Wichtigste: Hören Sie Ihren Mitarbeitenden zu – sie wissen am besten, was sie brauchen.

Fazit

Neurodiversitätsfreundliche Büros sind keine Spezialmaßnahme für eine Minderheit, sondern schaffen bessere Arbeitsbedingungen für alle. Es lohnt sich also, das Thema ernst zu nehmen – für produktivere Teams, zufriedenere Mitarbeitende und ein stärkeres Employer Branding.

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